1990

12.1. – 28.1.90

Junge Niederländische Skulptur

Silvio Schrouff

Skulpturen

Über Mathieu Knippenbergh wurden zwei junge Bildhauer aus Maastricht vermittelt. Jürgen Kisters schreibt im KStA über Schrouff: „Jede gewöhnliche Situation entsteht aus vielen Gründen und unter wechselnden Einflüssen. Nicht anders charakterisiert der Niederländer Silvio Schrouff seine großen Objekte, die im Ehrenfelder Atelier Sömmering ausgestellt sind. Rationales Konzept, Intuition und Zufall kommen darin zusammen. Aus Stahlstangen, -blechen und –seilen, Glasplatten und Schraubgelenken fertigt der Maastrichter Künstler seltsame Phantasiekonstruktionen. Die Wirkung ist überraschend. Obwohl enorme Spannung die Gebilde im Gefüge hält, erscheinen sie kraftvoll und stabil.“



9.2. – 11.3.90

Junge Niederländische Skulptur

Reinier van der Meer

Skulpturen

Nach Silvio Schrouff nun der zweite Maastrichter Bildhauer. Dazu Jürgen Raap in der Kölner Illustrierten: „Ein rational motivierter Konstruktivismus bestimmt auch die Rauminstallationen von Reinier van der Meer. Flächige Holzplatten und –scheiben, Rahmen und Quadergestelle werden im Raum plaziert und durch breite Gürtelriemen miteinander verbunden. Die einzelnen Elemente sind teils gekippt, teils liegend oder hochkant angeordnet. Trotz des bisweilen strengen Geometrismus der kubischen Raumkörper hat das Material, vor allem die Riemen und Bänder, eine eigene sinnliche Qualität.“



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11.5. - 8.6.90

o.T.

Bernard Bensalem

Zeichnungen, Malerei

Auszug aus der Kritik Enno Stahls im KStA:„Unterschiedliche Techniken, Stile und Formen nebeneinander zeigt Bernard Bensalem, Franzose, der in Paris lebt, im Atelier Sömmering. Zunächst etwas konventionelle Kohlezeichnungen: Portraits, verschwommen, durchstrichen, Formen über die naturalistische Darstellung gelegt; mumienartig verwickelte Köpfe, oft ein groß zentral gesetzter, daneben im selben Bild ein oder mehr kleinere, genaue Kopien davon. Ganz anders geartet die Bilder: einmal expressive Mischtechniken (Ölkreide, Pastell, chinesische Tinte). Diese Mittelformate sind stark orange- und gelblastig; um die Farben aufzurauhen, hat Bensalem sie mit Eiswürfeln abgerieben, aufgekratzt.“ Der Wandel zum Abstrakten ist in den neueren Arbeiten konsequent. Dafür entsteht eine experimentelle Zeichensprache von hoher Eleganz.

13.9. – 22.9.90

Phoenix Soul Release (im Rahmen von TATA WEST 90)

Rafael Montañez Ortiz, Heiner d'Alquen, Bernd Fasching, Al Hansen

Performancezyklus

Der Aktionskünstler Rafael Montañez Ortiz aus New Jersey vermittelt vom Fluxusveteran Al Hansen zu seinem Projekt: “Seit meinen ersten rituellen Performances zu Beginn der Sechziger in New York und London liegt mein Interesse in der künstlerischen Befreiung des Geistes unter Einbeziehung der schamanischen Traditionen meiner karibischen, indianischen und spanischen Vorfahren.“ Zentral in diesem Zyklus waren seine drei Piano-Destruction-Concerts, dazu Verbrennungs- und Bestattungs- und Erweckungsrituale. In seinem Manifest des Destruktivismus (1962) betont Ortiz die Notwendigkeit symbolischer Zerstörungsakte für die Wiederherstellung der individuellen Einheit des Unterbewußten. Ergänzt wurde der Ausstellungsteil durch ein kleines „Venus“-Museum Al Hansens und eine Aktionsskulptur des Wieners Bernd Fasching. Alles im Rahmen von TATA WEST 90.

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5.10. – 26.10.90

Fotoplastiken

Gilles Gallice, Ingo Gräbner, Pietro Pellini

Skulpturale Fotografie

Zerbeulte Karosserien erscheinen hier nicht nur auf der Abbildebene: Pellini zerknittert große Abzüge, um sie als Reliefs an die Wand zu bringen. Zusammen mit Yola Berbesz sind seine Kleidungsstücke aus Fotomaterial entstanden. Gilles Gallice hängt seine Zinkeimerkonstruktion an Drahtseilen unter das Glasdach, das sich in drei Eimern unter Wasser spiegelt. In den drei weiteren Eimern erscheint das Glasdach als Foto unter Wasser. Meine zentrale Arbeit: ein lebensgroßes Foto eines weiblichen Aktes, der von oben auf der Seite liegend aufgenommen wurde, ist in Streifen auf den Lamellen eines Holzrollos in der Krümmung der Seitenansicht montiert. Dazu winzige, verkorkte Laborgläschen, die in einem Spiegelstreifen aus Plexiglas als Reihe an der Wand hängen. Gefüllt sind sie mit ausgeschnittenen Fotoportraits von Jugendlichen. Allen Arbeiten ist das Spiel mit Abbild und Wirklichkeit gemeinsam.

16.11. – 7.12.90

o.T.

Jean-Pierre Uhlen

Skulptur und Installation

Das Ex-Sömmeringmitglied mit einem Gastauftritt im Atelier. Wo ist das Amselfeld? Der sprachliche Bezug läuft über die Geschichte und den Billigwein der Siebziger, der künstlerische durch Assoziationen. Amselfeld, Ehrenfeld... und dann der Versprung zwischen den Sprachen. Dringen Uhlens Skulpturen von dem einen in den anderen Sprachraum, entfalten sie ihre magische Wirkung. Wahrscheinlich sagt einem Franzosen das Wort „Amselfeld“ nicht viel. Erscheint es dann auch noch in gotischer Schrift und durchgestrichen, geht die Phantasie auf Reisen. Uhlen nimmt in seinen Skulpturen natürlich auch auf den konkreten Raum. In einer Variation zum „Chambre Noire“ von 1987 setzt er in den letzten langgezogenen Raum des Ateliers diagonal einen großen Quader, der jedoch diesmal viel leichter, fast wie ein Schlitten wirkt: „Édification“. Von dem weißen Boden hebt sich der dunkelgraue Körper mit seinem klaren Volumen deutlich ab, greift jedoch die Form des Raums geschickt wieder auf. Dieses schier untrügliche Gespür für architektonische Dimensionen kennzeichnet Uhlens Art zu arbeiten.

20. und 21.12.90

Holy Nightmare

Böhme, Gräbner, Hoffmann, de Lentdecker, Kalkbrenner, Görtz, Rau u.a.

Theatralisches Happening

Der Aktionsraum wurde an der Stirnseite mit einer versteckten Bühne hinter einer Raumverkürzung ausgestattet. (Der Zugang zu dieser Bühne war durch die Heizungsnische oder durch einen Schrank möglich, dem sogenannten „Transmitter“). So gewannen die Besucher erst einmal den Eindruck eines biederen Wohnzimmers aus den Fünfzigern – dem Sperrmüll der Sömmeringstraße sei Dank! Ein Ehepaar feiert Weihnachten; beunruhigend: ein nackter Mann im Vogelkäfig. Dann die eigentlichen Auftritte hinter der geöffneten Jalousie. Plötzlich eine Werbeveranstaltung für Haarverlängerung hinter dem Publikum. Dazu ein nervender Hausmeister mit gefaketen Störmanövern. Alles mit viel Licht und Soundwechsel, eben Hausmarke Hoffmann.

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