1992

7.2. – 22.2.92

Nouvelles Séries

Bernard Bensalem

Zeichnung und Malerei

Die „Nouvelles Séries“ von Bernard Bensalem sind Serien von Farbzeichnungen und –malereien, die aus bis zu acht Einzelbildern bestehen. In ihnen variiert er ein abstraktes Linien- und Formengefüge ähnlich einem gegenständlich arbeitenden Künstler, der ein und dasselbe Motiv immer wieder neu malt, ohne dass es langweilig würde. Darin fühlt sich Bensalem dem Maler verwandt, der tagelang einen Aschenbecher malt und für den der Aschenbecher von gestern ist. Denn mit jedem neuen Bild versucht der Maler eine immer wieder neue Wirklichkeit darzustellen, in jedes Bild legt er ganz bestimmte Empfindungen. Spontaneität ist dabei für Bensalem genauso ein Bestandteil seiner persönlichen Technik, wie es Papier und Farben sind.

14.3. – 3.4.92

Drei Künstler in drei Räumen

Rolf-J. Kirsch, Andreas My, Bernhard Peters

Installationen

Die drei im multimedialen Bereich arbeitenden Künstler schlossen sich 1987 zur Gruppe „EXP.I.MAT“ („Expedition-im-materiell“) zusammen und realisieren seitdem vorzugsweise raumbezogene Projekte. Aus den unterschiedlichen Licht- und Architekturbedingungen des Ateliers ergaben sich sehr stimmungsorientierte Arbeiten rund um eine fast schon medizinisch anmutende Laboratmosphäre. Andreas Mys Objekte in der Halle bestanden im Kern aus geflochtenem und vernähten Schmalfilmmaterial, das mit Nylonschnüren frei im Raum plaziert eine seltsame Körperlichkeit entfaltete – bei 700 Lux in 128,4 Kubikmetern. Auch die Arbeiten von Rolf-J. Kirsch im kleinsten Raum in der Mitte lockten den Betrachter nahe heran, um die Leuchtkästen mit Ausschnitten aus Röntgenaufnahmen genauer wahrnehmen zu können - 88 Lux in 76,1 Kubikmetern. Am hellsten erleuchtet war die Fotografie von Bernhard Peters (Aufnahmen einer verletzten Hand) im Schaufensterraum – 1050 Lux in 98 Kubikmetern.

10.4. – 30.4.92

Nackte Nächte

Josef Snobl

Aktfotografie

Die Verbindung zum tschechischen Fotografen Josef Snobl ergab sich aus der Zusammenarbeit mit Hans-Martin Müller vom „Loft“. Snobl stammt aus der Fotoklasse von Arno Janssen an der Fachhochschule Köln und setzt in seiner Fotografie die poetische Gestaltungsart böhmischer Fotografen fort. Logisch, dass seine Aktaufnahmen weit entfernt von der gestylten modeorientierten Mainstreamfotografie sind. Snobl betont die natürliche Persönlichkeit der dargestellten Frauen und ihre sinnliche Ausstrahlung in eher dezent und mit weichem Licht ausgeleuchteten klassisch einfachen Situationen (schwarzer Hintergrund ohne Requisite).

9.5. – 30.5.92

Ahneesheenahpay Still Life

Ahmoo Angeconeb

Druckgrafik

Ahmoo Angeconeb wurde 1955 in Sioux Lookout, Ontario geboren. Seine Familie gehört dem indianischen Stamm der Ojibway an. Er studierte Kunst in Toronto und Thunderbay und lehrte selbst in Halifax. Sämtliche Drucke beziehen sich auf die mündlich überlieferte Kultur und Weltsicht seines Stammes. Angeconebs Bilder entstehen aus dem Einfluss durch die Drucktradition der „Woodland School of Legend Painting“, die Kunst der Aborigines und einem ganz persönlichen Stil, der auch von der Auseinandersetzung mit moderner europäischer und nordamerikanischer Kunst geprägt ist. Dabei entwickelt er aus der Ikonografie eigener Stammestraditionen eine ungeheuer klare mythische Formensprache, deren Bedeutung sich dem Betrachter erst auf dem Hintergrund der animistischen Weltsicht der Ojibway erschließt. Entsprechend gab es zur Ausstellung ein Künstlergespräch mit Ahmoo Angeconeb.

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26.6. – 10.7.92

o.T. (im Rahmen von TATA WEST 92)

Jens G. Pfuhler, Ingo Regel

Malerei, Objekte, Installation

Ingo Regel und Jens G. Pfuhler stellten ihre Arbeiten im Rahmen von „TATA WEST 92 – Leipziger Künstler in Köln“ aus. Beide gehörten dem Kunstverein „Mobiles Büro für Erdangelegenheiten“ an und hatten zu DDR-Zeiten einen Stil vertreten, der nicht der offiziellen Kunstauffassung entsprach. Ingo Regels segelartige, abstrakt und farbintensiv bemalten Leinwandobjekte (Abb. links), seine aus Naturmaterialen (Lehm, Kordel und Äste) gefertigten Skulpturen strahlten eine meditative Wärme aus. Sie entwickelten in der geometrischen Ausstellungsarchitektur eine organische, fast verträumte Atmosphäre. Dagegen wirkten die experimentellen Farbarbeiten Jens G. Pfuhlers erheblich rationaler in ihrer Binnenstruktur und die Skulpturen geradezu architektonisch nüchtern.

17.7. – 31.7.92

Ateliers Arnhem

Berkers, Dekkers, Janssen, van Meurs, de Ron, van Rooijen, Sterrenburg, Traa

Gruppenausstellung

„Die ‚Ateliers Arnhem‘ sind ein vom niederländischen Staat gefördertes Experiment, das seit zwei Jahren in Arnheim, ausgehend von der dortigen Kunstakademie, eingerichtet ist. Für jeweils zehn junge Künstler und Künstlerinnen wurden Arbeitsräume geschaffen, so dass sie für ein ‚postakademisches Jahr‘ betreut und unterrichtet werden. Aber anders als auf der Akademie steht nicht die Betrachtung von Kunst im Vordergrund, sondern die künstlerische Praxis, was die Auseinandersetzung mit Galerien und Präsentationsformen von Kunst einbezieht... S. Berkers, G. Dekkers, T. Janssen, J. van Meurs, R. de Ron, A. van Rooijen (Abb. rechts), D. Sterrenburg und Y. Traa zeigen Kunstwerke, die als Ausstellungsprojekt den Abschluß ihres einjährigen Stipendiums darstellen.“ (Auszug aus dem Artikel von Jürgen Kisters im KStA vom 24.7.92)

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18.9. – 2.10.92

Licht-Streifen

Ingo Gräbner, Tomasz Wozniakowski

Fotoinstallation und –skulptur

Aus der Pressemitteilung: „Der Reflex auf dem Glas, hinter dem die Photographie sich den Blicken des Betrachters entzieht, ist Licht und ärgerlich. John Hilliard machte aus dieser Not eine Tiefenschärfesequenz, das Photo selbst wird zum Reflex. Ohne Glas schmal und endlos an den Wänden oder frei im Raum als Haut auf schwebenden Ästen: Licht-Streifen. Photographie aus dem Rahmen geflohen im Wechselspiel mit Licht und Raum.“ Wozniakowskis Fries hoch oben um den ganzen Raum herum als Schwarzweiß-Tabletop von Playmobilkriegern in der schönen Tradition der Fürstenverherrlichung gewonnener Schlachten. Dazu eine weitere Variante meiner Fotoplastiken: lange schmale Streifen von dünnem Baryt, Wasser- oder Wolkenbilder, wie Haut auf Schwemmholzstämmen.

12.11. – 19-11.92

Quantität statt Qualität!

40 Künstler

Offene Ausstellung

Aus dem Aufruf: „Wir nehmen das Motto des weltweiten Kunstmarkts auf! Parallel zur ‚Art Cologne‘ bieten wir in unseren Räumen der demokratischen Wahrheit des derzeitigen Kunstgeschehens ein Forum. ‚Quantität statt Qualität‘ ist die Devise unseres Ausstellungsprojekts. Jeder kann teilnehmen, der von sich behauptet, ein Künstler zu sein, und das zeigen, was er für Kunst hält... Was Qualität ist, entscheidet jeder für sich selbst. Jeder Anspruch auf einen absoluten Kunstbegriff ist absurd. Bei unserem Ausstellungsprojekt ist Quantität die neue Qualität. Lassen wir alle Hemmungen fallen. Bekennen wir uns voll zur Toleranz gegenüber allen kreativen Äußerungen im Rahmen unserer freiheitlich-demokratischen Grundordnung!“ Zur Vernissage gab es die Performance von Robert Reschkowski: „Das Ende der Exposition“, und am Mittwoch, den 18.11. wählten die Teilnehmer aus ihrer Mitte den neuen Träger des ‚Großen Ehrenfelder Kunstpreises‘.

20.12.92

Die Eilige Familie

Berbesz, Buchwald, Gräbner, Hinkofer, Hoffmann, Kalkreuter, Moll-Wilde, Pellini, Rau,
Uhlen, Walshe u.a.

Weihnachtshappening

Wie immer schrill, schräg und blasphemisch. Aus der Pressemitteilung: „Die mutigen Besucher der ‚Eiligen Familie‘ werden einen abgeschlossenen, schwarzen, schmalen Bühnenraum vorfinden, in den sie nur dadurch Einblick gewinnen, dass sie ihre Köpfe durch dafür vorgesehene Löcher in einer schwarzen Folie stecken. Das geplante Geschehen wird auf 10 Meter Länge und 1,50 Meter Breite an ihnen vorbeirauschen oder sich direkt an ihre Köpfe wenden, die die eigentliche Bühnendekoration sind...“ Das Ganze wickelte sich wie in einem Flugzeug ab, allerdings mit Engeln als Begleiterinnen. Das Programm: Sicherheitsbelehrung, Sternefütterung, Verkaufsvorführung, Weihnachtsmännerkegeln und –schmelzen, Flötenspiel und Quiz, Fototermin und Bauchtanz, Henker und Tombola, Betteln und Porno, und und und...

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