1991

1.3. – 31.3.91

12 Tage 12 Nächte in Köln

Bernd Fasching

Malaktion und Ausstellung

Ein einfaches Konzept: Fasching fertigt jeden Tag ein Bild an, die öffentlichkeit ist von zehn bis ein Uhr hergestellt, am Schluss gibt es eine Ausstellung, ergänzt wird das Projekt durch eine weitere Ausstellung aktueller Video- und Fotodokumente in der Galerie Eye genart. Das entsprach eigentlich dem Prinzip des Offenen Ateliers. Köln war nach Wien und Amsterdam bereits die dritte Auflage der Aktion. Quantitativ geriet Faschings Arbeit zu einem Marathon (passend zur inhaltlichen Verbindung mit den 12 Taten des Herkules). Neun Kubikmeter Sand, sechs Ballen Stroh, zirka zwei Zentner Fliesenkleber, zwanzig Liter Lackfarbe, Dutzende von rosa Gummihandschuhen und einige Flaschen Pernod. Dazu Tag und Nacht ein extra komponiertes dreißig-Sekunden-Musikstück in Endlosschleife. Der Größenwahn von k. und k. ließ grüßen.

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13.4. – 3.5.91

Eins von Hundert

Peter Krabbe, Reiner Resch

Künstleredition, Ausstellung

Das Konzept: 25 Künstler gestalten je 100 Blätter als Originale für eine Edition in Klemmbindung, Verkaufsexemplare für je 100 DM und noch 25 Extraexemplare für die beteiligten Künstler. Voraussetzung: DIN A4-Format, Themenbindung und ähnlichkeit. Dreizehn Ausgaben mit vielen verschiedenen Beteiligten waren bereits erschienen. Zu den in Bilderrahmen gezeigten Arbeiten schreibt Jürgen Kisters im KStA: „Das sind Arbeiten ganz verschiedener Art: gezeichnet und gemalt, gedruckt, geklebt, und geschnitten, Photokopien und Photoüberarbeitungen, Fundstücke, Collagen aus Stoff, Schmutz, Rost, Fett, Klopapier oder Fischresten. Da jeder Einfall für zehn Dutzend Exemplare reichen muss, wird der (künstlerische) Kompromiss zum ästhetischen Grundprinzip der Heftreihe, indem Originalität, Einfachheit und Poesie aufs Engste miteinander verknüpft sind, in einem letzlich ungeklärten Verhältnis von Wiederholbarkeit und Variation.“

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24.5. – 14.6.91

9

Javier Ovelleiro

Elemente und Komposition

Der Künstler von nebenan im wahrsten Sinne des Wortes. In Valladolid geboren, seit ‘80 in Köln im Nachbarhaus. In Javier Ovelleiros künstlerischer Arbeit dominiert der Zusammenhang zwischen einzelnen ästhetischen Elementen, die sinnlich erfahrbar sind, und ihre Kombination zu Gesamtstrukturen, die der Betrachter rational vollziehen kann. Die Materialien, die Ovelleiro dabei verwendet, sind variabel. Objekte aus Keramik, Beton und Metall, Volumen aus bemaltem Karton oder quadratische kleine Leinwände ergeben Kompositionen, die die zwei Welten menschlicher Erfahrung transparent machen sollen: Gefühl und Verstand. Die Zahl „9“ gilt hier als Quelle eines Ordnungsgefüges, das sowohl in Mikro- wie in Makrokosmos erfahrbar ist.

13.7.91

Oil of Artists - Großer Ehrenfelder Kunstpreis

Gräbner, Hoffmann u.a.

Kunstwettbewerb

Der Kotau vor der Kunst: man betrat das Atelier wie üblich durch das Ladenlokal, seltsam leer, keine Besucher, keine Kunst – bis auf den Durchgang zum zweiten Raum, der durch ein Gitter von oben bis Hüfthöhe versperrt war. Am Boden ein roter Teppich, über den man kriechend den Ausstellungsteil mit Publikum erreichte. Hier hingen an den Wänden oder standen auf dem Boden über sechzig Kunstwerke von Bewerbern um den Preis. Den großen Ehrenfelder Kunstpreis. Ein Wanderpokal im üblichen Vereinssinn, ausgelobt vom Ehrenfelder Kunstverein, der bereits seit zwei Jahren im Atelier zuhause war. Teilnahmeberechtigt? Alle kreativen Menschen. Die Jury? Alle Teilnehmer. Der Sieger? Oliver Rausch, ein blutjunger Fotograf aus Nippes mit einer exzellenten Schwarzweißarbeit. Rausch ist heute Dozent an einer Fotoakademie in Amsterdam.

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13.9. – 29.9.91

Zeichnung im Raum (im Rahmen von TATA WEST 91)

Ellen Keusen

Installationen, Zeichnungen

Die Ausstellung fand im Rahmen der dritten TATA WEST-Reihe statt. Aus der Pressemitteilung: “Grundelement der Rauminstallationen sind dünne Stahlstäbe, die in Bodenplatten verankert werden. Je nach Raumgröße wird eine bestimmte, als Menge erscheinende Anzahl in gleichen Abständen von einander so montiert, dass sie kein Hindurchgehen erlauben. Bei einer durchschnittlichen Länge von drei Metern ist ihnen ein aufrechtes Stehen nicht möglich, so dass sie in leichter paralleler Neigung ihre Balance finden.“ Zeichnung im Raum. Holger Kroker in der Kölnischen Rundschau: „Das an ein wogendes Feld erinnernde Kunstwerk ruft lebhaftes Interesse hervor. Zu lebhaft vielleicht. Denn mehrmals muss die Künstlerin einschreiten, als sich die Besucher an den Drähten ihres Kunstwerks zu schaffen machen und sie zum Klingen bringen wollen.“

18.10. – 6.11.91

3 Fotografen in 3 Räumen

Paul Kalkbrenner, Oliver Rausch, Marlon Shy

Fotografie

Zur Internationalen Photoszene zeigte das Atelier drei Kölner Fotografen: Paul Kalkbrenner, Pressefotograf mit einem sehr eigenwilligen Stil, Oliver Rausch mit einem Hang zum Perfektionismus, der an Robert Mapplethorpe erinnerte, und Marlon Shy, die sich durch ihre erotischen Filme und Performances einen Namen gemacht hatte. Kalkbrenner dokumentierte in seinen Aufnahmen ekstatische menschliche Augenblicke, Rausch inszenierte minutiös Akte mit verbundenen Augen wie Skulpturen aus Marmor, Shy vermittelte mit ihren Aufnahmen die poetischen Momente der körperlichen Liebe. Drei sehr unterschiedliche Wege, sich menschlichen Gefühlen zu nähern. Alles im klassischen Schwarzweiß.

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12.11. – 29.11.91

übergänge

Ralf Vormbusch

Rauminstallationen

Aus der Kritik von Jürgen Kisters (KStA): „...ein einfaches, streng geordnetes Feld aus grauen Splitsteinen am Boden, weißbemalten Kieselsteinen an der Wand. Die Kunst macht sich ebenso schlicht wie unaufdringlich die Eigen-Wirkung des Raumes zunutze. Vormbusch versteht die Installation als Medium der Besänftigung, als ’Vermittler‘ eines überganges in der Bemühung, in einer hektischen, lärmenden Gesellschaft über Kunstausstellungen doch noch zur Ruhe zu kommen. Im Mittelpunkt steht die Suche nach der Leere, eines Zustandes ‚ohne Gedanken‘, der dem Leben grundsätzlich sanft und gewaltlos gegenübersteht.“


21.12.91

Heiser zieselt das Reh

Berbesz, Buchwald, Eichhorn, Gräbner, Hinkofer, Hoffmann, Knippenbergh, Pellini, Tschinkl u.a.

Weihnachtshappening

Weiter gings mit den Schandtaten zu Weihnachten! Der Auftakt mit dem Bernsteinzimmer (Abb. rechts) von Andreas Tschinkl, Schamane aus dem Fichtelgebirge, dann das Waldpassbüro, in dem die notwendigen Pässe für das Betreten des Waldes ausgestellt wurden. An der Wand eine eindringliche Copy-Art-Installation von Pietro Pellini und Yola Berbesz. Der Wald (mächtige Tannen vom Forstamt Köln) mit einem Café und den Tieren des Waldes (wenn auch ausgestopft). Hier wurden die Waldbesucher von Mathieu Knippenbergh in einer Baumschule unterrichtet. Leider im allgemein unverständlichen Niederländisch. Zu allem überfluss dann noch die von Hans-Martin Müller (Loft) vermittelten Alphornbläser, deren spontaner Striptease ein geteiltes Echo beim Publikum fand...

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